28.06.2019 - Laura Nadolski
Schon seit vielen Jahren setzen sich Städte weltweit mit der Frage auseinander, wie der wachsende Taubenbestand bekämpft werden kann – so auch in Spanien.
Taubenschwärme bevölkern die Stadtzentren und Sehenswürdigkeiten. Sie lassen sich in Scharen auf Sehenswürdigkeiten nieder und vertreiben Besucher aus Cafés und Terrassen - ein immer häufiger vorkommendes Bild in spanischen Touristenstädten. Taubenkot schadet der Optik von Wohnhäusern und touristischen Anziehungspunkten. Außerdem verätzt er den Lack von Autos. Die Vögel gelten als vermehrungsfreudig und sind als Überträger von Krankheiten gefürchtet.
Die Städte und Municipios haben verschiedene Methoden entwickelt, um die wachsende Problematik zu bewältigen. So wird in Valencia zum Beispiel versucht, mit sterilisierendem Futter die Vermehrung der Tiere einzugrenzen. In der Stadt existieren bisher 15 Orte, an denen diese Mittel eingesetzt werden.
In Vitoria (Baskenland) diskutiert man neue Kontrollmethoden. Denn die traditionellen Maßnahmen wie Gefangennahme durch Fallen und darauffolgende Vergasung wollen die Bewohner und auch die Stadtverwaltung nicht mehr einsetzen. Auch hier etablieren sich nach und nach die Antikonzeptiv-Mittel.
Auch in Palma hat sich eine große Population der grauen Vögel etabliert, obwohl die Stadtverwaltung hier schon seit mehr als zwei Jahrzehnten versucht deren Verbreitung zu kontrollieren. Auf Dächern stellt sie auf Anfrage der Anwohner Fallen bzw. Käfige auf und fängt in den Parks und Gärten der Stadt die Tiere werden mit Netzen ein. Jedes Jahr enden hier ca. 2000 Tiere in Käfigen.
In Murcia hat die Stadtverwaltung vor schon vor mehr als zehn Jahren zwei Beamtenposten eingerichtet, die die Aufgabe haben, den Taubenbestand zu regulieren. Mit Ködern locken sie die Tiere in Käfige, im Jahr 2016 wurden ca. 4000 Tauben gefangen.
Auch in Andalusien kämpfen die Städte mit einer wachsenden Taubenpopulation. So zahlt man in Sevilla und Málaga bis zu 500 Euro Strafe, wenn man beim Füttern der Tiere erwischt wird. Und auch hier werden viele der Vögel mit Netzen oder in Käfigen gefangen und anschließend geschlachtet.
Die meisten dieser Methoden sind jedoch nicht sehr tierfreundlich und ethisch hinterfragbar. Aber was kann man gegen die Plage tun, ohne den Tauben dabei zu schaden?
Die Stadt Cádiz im Süden Andalusiens probiert ein neues, taubenfreundliches Konzept aus: der betreute Taubenschlag. Die Stadtverwaltung der Hafenstadt will das Konzept ab diesem Jahr testen: etwa 5000 Tiere sollen gefangen und zunächst registriert werden. Dann sollen sie von der südandalusischen Stadt in eine dünner besiedelte Gegend im Osten Spaniens umziehen. Dort, in Ribarroja del Turia in der Nähe von Valencia, leben die umgesiedelten Vögel dann in einem betreuten Taubenschlag. In einer Stellungnahme hieß es, Cádiz habe die respektvollste und nachhaltigste Vorgehensweise gewählt. Nun hofft die Stadt, dass die Tiere mit ihrem neuen Zuhause zufrieden sein werden und nicht den Rückflug antreten. Um eine erneute Plage zu vermeiden, warnt die Stadt ihre Bewohner zusätzlich vor Überfütterung.
In Deutschland wird das Konzept der betreuten Taubenschläge bereits erfolgreich angewendet: in Hamburg zum Beispiel betreut der Verein Hamburger Stadttauben zwei solcher Taubenhäuser. Und auch in anderen Städten wurde das Konzept schon durchgesetzt.
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